Was hat MUT mit Wissen, Moral und Ethik zu tun?

Wir leben in wirklich herausfordernden Zeiten und wir beobachten eine tiefe Spaltung der Gesellschaft. Und das weltweit. Diese Spaltung ist im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass viele Menschen glauben, alles zu wissen über das, was gerade passiert. Ich will mich da nicht einmal wirklich ausnehmen. Doch je mehr ich recherchiere und in die Tiefen der verschiedenen Themen eindringe und je mehr Theorien, praktischen Ansätzen und Möglichkeiten ich begegne, desto mehr verstehe ich, was der alte Sokrates meinte, als er sagte „Ich weiß, dass ich nicht weiß“. Aber lest bitte richtig: Sokrates sagte, dass er nicht WISSE und nicht etwa, dass er NICHTS wisse.

Nichtwissen, Scheinwissen, Weisheit

Dieses Sokrates-Zitat bringt uns direkt zu den Begriffen Nichtwissen, Scheinwissen, und Weisheit, die ja zentrale Elemente seiner Lehre waren. Wer sich hierüber einen raschen Überblick verschaffen will, dem empfehle ich diesen Artikel auf Wikipedia, aus dem ich hier zitiere:

Weisheit beginnt also auch für Sokrates mit der Entlarvung des Scheinwissens. Das Mittel dazu war sein stetiges, bohrendes Bemühen, den Dingen auf den Grund zu gehen und sich nicht mit dem Vordergründigen zufriedenzugeben.

Was das alles mit MUT zu tun hat? Ganz einfach: Es erfordert großen MUT, das eigene Nichtwissen zuzulassen, eigenes Scheinwissen und „gefährliches Halbwissen“ zu hinterfragen, die eigenen festgefügten Gedankengebäude zu erschüttern und sich mutig mit Undenkbarem zu beschäftigen. Dies tut an vielen Stellen weh und diesen Schmerz gilt es auszuhalten wie die ganzen Ängste, die zwischendurch ihren Kopf zur Tür hereinstrecken.

Ich habe kein Problem damit, dass es Dinge gibt, die ich nicht weiß und dass es Dinge gibt, die ich niemals wissen werde. Und du? All dieses Wissen, Halbwissen und Nichtwissen hat nichts mit dem zu tun, was ICH bin und was DU bist. Deshalb bin ich überzeugt, dass es nicht hilft, sich gegenseitig mit mehr Wissen zu überbieten oder sich gar wütend des Nichtwissens zu bezichtigen. Ich glaube fest daran, dass es darum geht zu verstehen, dass das Wesen des Friedens, der Zufriedenheit und der Umgang miteinander mit der Erkenntnis zu tun hat, dass man Dinge NICHT weiß und dass dies auch in Ordnung ist.

Es reicht oftmals, eine Lüge als solche zu erkennen und dann die Situation neu zu bewerten. Nichtwissen ist ein wesentlicher Aspekt des Menschseins und nicht etwa der Beweis für die Minderwertigkeit eines Menschen. Doch dieser Aspekt wurde und wird verschleiert und gegen uns verwendet. Dies verursacht Minderwertigkeitsgefühle und ist die Triebfeder vieler Menschen. Man macht ein Geschäft damit. Deshalb sind wir heute so programmiert, dass wenn wir etwas als falsch erkennen, ein Vakuum entsteht, das zwanghaft und sofort mit einer anderen Erklärung und mit neuem Wissen gefüllt werden muss. Es scheint, als ob der moderne Mensch gar nicht mehr ohne Wissen leben kann.

Doch was bedeutet das in der jetzigen Situation, wo täglich neue Erkenntnisse, aber auch Lügen und Scheinwahrheiten ans Tageslicht kommen? Wo viele Menschen verunsichert darüber sind, was denn nun wirklich wahr ist?

Moral und Ethik werden gleichgesetzt

Heutzutage verlassen wir uns vor allem auf Computertechnologie. Alles ist digitalisiert und wir glauben, die digitalen Instrumente würden uns Zugang zu mehr Wissen, zu mehr Wahrheit und zu mehr Erkenntnis verhelfen. Doch der Mensch kann viel mehr als ein Computer: Er kann Verhältnisse abschätzen, Dinge in Zusammenhänge bringen und verknüpfen, etwas auf Plausibilität überprüfen, Wichtigkeiten einschätzen, Unwissen mit komplexen Vorstellungen, Annahmen und Erfahrungen füllen. Nur der Mensch kann Dinge nach ethischen und moralischen Standpunkt beurteilen.

Doch was ist Moral? Und was ist Ethik? Ethik und Moral werden heute vielfach als gleichbedeutend verwendet. Doch Worte haben eine Bedeutung. Die Werte dieser Gesellschaft und das Handeln der Einzelpersonen werden von Moral bestimmt. Moral ist das, was gesellschaftlich akzeptiert ist und somit das Handeln des Einzelnen bestimmt, um in dieser Gesellschaft zu wirken und vorwärts zu kommen. Moral ist eine festgelegte Weise des richtigen und akzeptierten Verhaltens und Handelns in einer Gesellschaft. Es ist klar, dass Kirche und Staat die Wertmaßstäbe dieser Moral bestimmen und diese über die Medien, Schulen, Universitäten und dergleichen vermitteln.

Ethik und Moral werden heute gleichgesetzt, um den in jedem Menschen innewohnenden Ethos zu verschleiern. Der Duden definiert das griechische Wort Ethos als „eine vom Bewusstsein sittlicher Werte geprägte Gesinnung oder Gesamthaltung“, als ethisches Bewusstsein.

Ethik als innere Stimme 

Ethik ist verbunden mit dem Charakter eines Menschen, seiner Sinnesart oder einfach ausgedrückt einem inneren Empfinden von richtig und falsch. Ethik ist eng verbunden mit dem Sein eines Menschen. Es ist die leise Stimme im Innern, die einem sagt, womit man dieses Leben verbringen möchte und wo die eigenen Gaben und Lebensaufgaben liegen. Die Stimme einer grundlegenden Logik, einem universellen Empfinden von richtig und falsch, die dem eigenen Überleben und der eigenen geistigen Gesundheit dient.

Es ist ethisch und logisch, den Frieden und die Gleichberechtigung zu wählen, da dies dem eigenen Überleben, dem Gedeihen der Familie und der Freunde und somit allen anderen dient. Es ist ethisch und logisch, niemanden zu bestehlen, um nicht selbst bestohlen zu werden. Kooperation ist ein Naturphänomen – die ganze Natur basiert darauf: Die Pflanzen auf einer Wiese ergänzen sich ohne eine bestimmte Herrscherpflanze. Der Wald gedeiht ohne hierarchische Struktur. Die Organe eines Körpers kommen nicht ohne einander aus. Unsere eigene Natur ist kooperativ und Ethik ist die innere Stimme, welche leise die beste aller kooperativen Möglichkeiten verkündet.

Die in alten Schriften von weisen Menschen niedergelegten Gebote für das Zusammenleben bedienen sich dieser Logik und stellen den Versuch dar, diese innere Stimme in Worte zu fassen und zu verallgemeinern. Doch Religionen und Regierungen haben diese Gebote in ihrem Sinne interpretiert und daraus die Moral und damit die Grundlage für eine Gesetzgebung geschaffen.

Moral als Verhaltenskodex

Seit Jahrhunderten, ganz besonders jedoch seit rund 200 Jahren, wird diese Moral jedoch durch bestimmte, sehr mächtige Gruppen ganz offensichtlich in eine bestimmte Richtung gesteuert, um so die Menschen an den absoluten moralischen Tiefpunkt zu führen. Über die Gründe hierfür kann man geteilter Meinung sein und darüber will ich hier heute auch nicht sprechen. Es ist aber wohl für jeden spürbar, dass in uns allen die innere Ethik gegen die äußere Moral ankämpft, was zu großer Verunsicherung allenthalben führt.

Tief in uns spüren wir, dass der uns in Filmen und Büchern wie auch in der realen Welt vor Augen geführte Verfall, der mit einer unglaublichen Brutalität unter Menschen und mit der schonungslosen Vergewaltigung der Natur einhergeht, nicht dem menschlichen Wesen entspricht. Doch die Propaganda und massive Manipulation durch Regierungen und Medien verunsichert uns und lässt uns schlussendlich glauben, dass wir böse sind und eine Belastung für diesen wunderbaren Planeten darstellen.

Doch schon die vielzitierte Inschrift „Erkenne dich selbst“ am Apollontempel in Delphi fordert uns auf, uns auf den eigenen Ethos zu besinnen, auf diese innere Stimme zu hören, sie in einen Gesamtkontext zu setzen und danach zu handeln. Wir spüren das Richtige und das Falsche, das Ehrenhafte und das Schändliche. Wir wissen, was gut und böse ist, wenn wir „un-wissend“ auf diese innere Stimme hören – und Emotionen sind dabei unsere Navigatoren. Diese innere Stimme ist leise und wird so oft vom Lärm der Moral überdeckt, dass es die Stille braucht, Um sie überhaupt zu hören – und das Wissen, dass man eigentlich gar nichts WEISS. Es ist derselbe Ort im Innen, wo das schlechte Gewissen wohnt. Es ist auch der Ort, wo Krankheit entsteht. Doch es ist auch der Ort, wo tiefste Zufriedenheit und Erfüllung geboren wird.

Im Moment herrscht da draußen ein Krieg zwischen Moral und Ethik. Durch die Gleichsetzung dieser beiden Wörter wird genau das verschleiert: dass die Ethik des Einzelnen und die Moral der Gesellschaft weit auseinander gedriftet sind. Nur die Moral kann aber von außen durch Medien oder Regierungen manipuliert werden. Und nur über die Moral können Menschenmassen kontrolliert werden. Es liegt an jedem einzelnen von uns zu entscheiden, auf welcher Seite wir stehen wollen. Und genau das müssen wir entscheiden: Wollen wir moralisch sein und unethisch oder wollen wir ethisch sein und unmoralisch. Hörst du auf die Gesellschaft und auf das, was andere dir sagen oder hörst du auf die Gesetze des Lebens, die innere Stimme, welche die Natur eigenhändig in dein Herz geschrieben hat?

Vielleicht besteht der Trick des Teufels ja darin, uns weiszumachen, dass ein Retter von außen kommen und uns erlösen wird. Und in Wirklichkeit sind wir es selbst.

(Lieber Chnopfloch, vielen Dank für deine Inspirationen)

Wenn du eine Frage hierzu hast oder einmal in Ruhe mit mir über deine Gedanken und Schwierigkeiten sprechen möchtest, kannst du hier mit mir Kontakt aufnehmen. Dann telefonieren wir  uns kurz zur Termin-Abstimmung zusammen.

Die Autorin

Barbara Fischer-Reineke ist Individualpsychologische Beraterin, Encouraging-Mastertrainerin, Laufbahnberaterin, Ehe- und Paarberaterin, Mental Coach und Buchautorin. Mit ihrer breitgefächerten Expertise unterstützt sie Menschen mit Selbstwert-Problemen und Stress dabei, ihr Leben voller Selbstbewusstsein, Mut und Zufriedenheit zu gestalten. Ihr Buch „Arschbombe ins Glück – So werden Sie Ihr eigener Happiness-Produzent“ hat schon vielen Krisengeschüttelten wieder zu mehr Glück und Erfolg verholfen. Die darin geschilderte POOL-METHODE® bringt dich in kürzester Zeit von frown nach laughing

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1 Kommentar

  1. Ethik und Moral
    Bin von deinem Schreibstil und den Erklärungen begeistert.

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